Am 02.11.2019 kam ein Großteil des deutschen Teams in Dubai an. Normalerweise sehen wir uns immer nur in den Blöcken im Trainingslager und das ist echt auch schön, wieder mit den anderen mal quatschen zu können, sie auch im Wettkampf zu sehen.
Unser Hotel war echt in Ordnung, also für mich auf jeden Fall.
Constanze und ich hatten in den ersten Tagen schwer zu kämpfen, dass wir den Rauch des Vormieters rausbekommen. aber etliche Raumsprays und ein Lufterfrischer Meeresbriese haben das Zimmer dann bewohnbar gemacht.
Das Police Officers Stadium hat mir zum Training extrem gut gefallen. Als das Stadium, in dem jetzt die WM stattgefunden hat, noch nicht gebaut war, fand dort immer der Grand-Prix statt. Der Ring ist allerdings extrem rutschig, aber ich war vorbereitet, hatte zwei Paar Wurfschuhe dabei, unter anderem auch eines mit so kleinen "Nöppchen", die echt guten Halt bieten.
Kann ich nur empfehlen. Wer solche Schuhe sucht (auch für schlechtes Wetter), man kann sie sogar in Deutschland käuflich erwerben.
Aufgrund meiner Wettkampfzeit am Vormittag haben wir in der Anfangszeit öfter mal auch um 11 Uhr Ortszeit trainiert, beschlossen dann aber das Training auf den Nachmittag zu verlegen, damit ich bis zum Wettkampf noch Kräfte sparen kann.
Die Sonnenuntergänge beim Training: #phänomenal!
So, bisher kam ich direkt nach Dubai, als ich mit dem Bericht angefangen habe, dann hat mich der grippale Infekt zu sehr niedergestreckt und ich hab's irgendwie vergessen. Ich verspreche, dass ich jetzt wieder etwas zuverlässiger mit dem Blog bin :-))
-> Auch Maria Tietze hat uns einmal begleitet, um ihr Training mit uns auf der Bahn zu machen. Fand ich eine abwechslungsreiche Aktion, die Spaß gemacht hat. Es ist schön, sich innerhalb des Teams besser kennen zu lernen.
Ich glaube, wenn man auch außerhalb des Trainings in seiner Freizeit mit den anderen eine gute Zeit hat, dann läuft es gleich viel besser im "Komplettpaket". Klar, nicht verzetteln, aber einfach runterkommen und auf gute Weise entspannen.
Ich war sehr dankbar, dass ich noch Trainingstage vor der WM gehabt habe, aber ich habe mich dann wirklich auch gefreut als es endlich los ging. Mein Wettkampf war ja relativ spät und so konnte ich mir auch die sehr kurze Eröffnungsfeier anschauen und ein paar Freunde treffen.
Bei den Wettkämpfen ansich war ich innerlich sehr hin- und hergerissen dazwischen, meine Teamkameraden anzufeuern und auf die Vernunft zu hören und im kühlen Hotel zu bleiben und alles auf dem gut funktionierenden Livestream zu verfolgen.
Die Vernunft siegte und ich blieb meist im Hotel. Das versteht aber jeder, weil jeder hier genauso auf sich achtet.
Mit uns war u. a. das neuseeländische Team im Hotel, in dem ich - seit Beginn meiner Karriere - ein paar sehr enge Sportfreunde habe. Auch meine erste WM 2011 war in Christchurch/NZ.
Auf dem Foto rechts unten sieht man links neben mir die Athletin, die ich am längsten kenne. Ich habe sie bei meiner Klassifizierung kennengelernt. Neben mir Lisa Adams, eine extrem gute junge Kugelstoßerin (F37), deren Schwester Valerie Adams, die Weltmeisterin im Kugelstoßen (nicht-behindert) ist. Ebenfalls auf dem Foto. War ne coole Zeit mit "den Mädels".
Aber auch das gesamte Physio Team (Foto kommt noch), unser Fotograf Binh (dem wir viele dieser tollen Fotos verdanken, die wir auch nutzen dürfen) und natürlich Marion unsere Nationaltrainerin machen den Erfolg so einer WM aus.
Und dann war er da, der Tag meines Wettkampfes. Ich war gut gerüstet. Das Einstoßen klappte super. Meine größte Sorge war, dass ich nicht heil in den Innenraum kommen würde, weil ich das einfach nicht sehe, was mir vor den Füßen liegt.
Assistenz hatte ich nicht bekommen - irgendwas hat mit meinem übersetzen Arztbrief nicht gepasst und so auf die schnelle war da auch nichts anderes mehr zu bekommen. Letztlich hat mich ein Volunteer mit reingebracht - das klappte mäßig gut, aber ich war wenigstens heil im Innenraum.
An dieser Stelle sein erwähnt, dass mich meine chinesische Gegnerin sowohl beim Wettkampf, als auch später bei der Siegerehrung immer sehr unterstützt hat. Sie hat mich an der Hand genommen und über die Hindernisse geführt. Sowas ist wahres Fairplay!
Beim Einstoßen im Stadion dachte ich noch, dass alles gut läuft. Ich hatte nicht gesehen, dass der Balken am Ring weiter nach rechts versetzt wurde, somit auch der Sektor nach rechts versetzt war. (Wahrscheinlich aus Sicherheitsgründen, damit wir nicht zufällig auf die Bahn stoßen. Ist nur eine Vermutung) So bin ich die ersten zwei Versuche immer neben den Balken über den Ring getreten. Das war natürlich ungültig. Aber ich hatte keine Ahnung warum. Der Kampfrichter hat mir dann glücklicherweise gesagt, was das Problem ist und ich habe den dritten Versuch aus dem Stand gemacht und der war schon so weit, dass ich damit die führende Russin einholen konnte.
Für die restlichen Versuche musste ich mich fast 45 Grad versetzt in den Ring stellen, was ich ganz schlecht hinbekommen habe. Es war für mich sehr schade, dass ich nicht zeigen konnte, was ich in den letzten Tagen im Training gestoßen habe, das hätte ich sehr gerne. Ich bin dennoch mit einer passablen Leistung und vor allem mit einer Goldmedaille aus dem Wettkampf gegangen.
Mein Fazit ist hier: Ich werde aus jeder Position im Ring üben zu stoßen!
Es gibt sie, diese Augenblicke von Glück, das hier war wieder einer. Mein Jahr war so hart: zuerst die schwere Schulterverletzung mit den zwei OPs, dann die Augengeschichte. Nach alldem meine 14. internationale Goldmedaille in Folge nach Hause zu holen, das hat mir sehr sehr viel bedeutet!!
Jede Goldmedaille erzählt ihre eigene Geschichte. So ist das auch mit dieser.
Man wird oft gefragt, was man noch erreichen oder gewinnen kann oder will, aber genau das ist es: Jeder Wettkampf ist anders, jeder Wettkampf hat seine eigene Dynamik und jeder Sieg ist besonders auf seine Weise!
Und last but not least geht mein Dank noch an Alex Holstein, meinen Vereins- und Blocktrainer, der mich in den Trainingslagern im Vorfeld und in Dubai selbst optimal unterstützt und betreut hat.
Und Constanze Wedell, was wäre ich nur ohne "the best Begleitperson ever"!! DANKE DANKE DANKE!!
Und natürlich geht mein Dank auch an Doc Rolf Kaiser für seine Unterstützung vor Ort!