Wurf-Camp Takamatsu Teil 2 und Good-bye Japan!

Nach einer letzten Trainingseinheit (an einem erneut heißen Tag!) in diesem tollen Stadion in Takamatsu packte ich schon mal ein paar Sachen, denn das Nachmittagsprogramm war wieder sehr gut gefüllt. 

Wir holten Miyuki vom Flughafen ab, die extra für die Vorträge und die Feierlichkeit am Abend aus Tokio mit dem Flieger gekommen war. 

Mein Vortrag an diesem Tag war heute speziell für die Athleten, die mir Fragen über meine Motivation, auch darüber stellen konnten wie ich mich vor einem Wettkampf konzentriere und auch darüber wie ich z. B. mit schlechten Versuchen umgehe. (Ja, auch ich habe für meine Verhältnisse schlechte Versuche!)

Hier war es sehr gut, dass Miyuki übersetzen konnte. Anwesend waren auch ein paar Lehrer, eine Firma für Nahrungsergänzungsmittel, die nach mir einen Vortrag gehalten hat und ein Zahnarzt, die seinen Mundschutz vorstellte, der aber in Japan schon sehr verbreitet ist. Auch für mich interessant. 

Anschließend gab es eine riesige Feierlichkeit mit über 50 Personen, die ich teilweise kannte, teilweise waren es wichtige Persönlichkeiten aus Takamatsu. 

Jeder von uns und den anderen Athleten sollte das Camp nochmal aus seiner Sicht Revue passieren lassen. Die japanischen Athleten wurden auch dahingehend befragt wie sie im normalen Trainingsalltag zurecht kommen und was ihre Ziele für die nächste Zeit sind. Sie konnten hier auch nochmal gute Kontakte knüpfen. 

Alle betonten, was für eine tolle Zeit es miteinander gewesen war und wie schön es wäre, über eine Trainingslagerfortsetzung in Deutschland nachzudenken. Ja, wir denken das an!! Wäre ja auch gut umzusetzen. Doch nun zuerst der Fokus auf die WM in Dubai!!!

Der Abend war insich sehr gelungen, sehr lustig und es gab viele gute Gespräche. Eingeladen waren auch paralympische Athleten anderer Sportarten, die in der Umgebung trainieren.

Jeder, der in irgendeiner Weise etwas mit dem Camp zu tun gehabt hatte, war an diesem Abend eingeladen. 

Takamatsu ist eine großartige "Kleinstadt" Japans mit sehr offenen und netten Menschen, die mir gegenüber extrem gastfreundlich waren. Sie taten alles, dass ich mich wohl fühle, dass ich eine unvergessliche Zeit erlebe im "Gegenzug" für das "Wurf-Camp". 

Es war ein großartiges Projekt, an das wir alle noch lange zurückdenken werden. 

Diese Begegnungen mit all diesen Menschen, auch das, was ich in dem Kindergarten und der Highschool erleben durfte, das ist für mich Japan. 

Tempel/Schreine und andere Sehenswürdigkeiten sind toll und es ist schön, dass ich im Vorfeld der Paralympics auch im Regen und mit Wolken etwas sehen konnte, aber das wahre Japan, das habe ich erst im Wurf-Camp kennengelernt und dafür bin ich sehr dankbar!!! 

Auch wenn sich das jetzt sehr pathetisch anhört, aber mit "Takamatsu im Herzen" werde ich nächstes Jahr nach Tokio fliegen. (wenn alles mit Norm etc. gut läuft!!)

 

Geburtstagskuchen für Yokiko und mich - hab mich total gefreut!!
Geburtstagskuchen für Yokiko und mich - hab mich total gefreut!!

Dann fuhren wir am nächsten Tag von Takamatsu nach Amagasaki (in der Nähe von Osaka), wo das Hotel für den Wettkampf war. 

Es war einfach nur HEISS. Kaum hatte man was getrunken kam es durch sämtliche Poren des Körpers wieder raus. Das war an den Tagen davor auch schon so, aber Training bei diesen Temperaturen hat schon was von Megaqual. Und man muss auch wirklich aufpassen, dass einem nichts passiert. Gut, dass in Geschäften so kleine Drops verkauft werden, die den Salzhaushalt wieder ausgleichen und es gibt auch noch andere Tütchen (natürlich dopingfrei!), damit man nicht aus den Latschen kippt. 

Ich habe einfach nur getrunken. In rund 4 Stunden konnten das schon mal 2,5 Liter sein. Im Training habe ich es auch mal auf 3,5 Liter gebracht. Über den Tag hatte ich rund 5 Liter. 

Abendlicher Umzug einer Mikoshi eines Schreins von Amagasaki. 

Am nächsten Tag war dann Training auf der Universitätssportanlage von Osaka angesagt. 

Ich will betonen, dass auch die Japaner unter der Hitze leiden! Was ich mit am stressigsten finde ist, dass man nur heiße Luft einatmet. Das treibt den Puls extremst in die Höhe, also meinen auf jeden Fall. Das Training lief - unter diesen Bedingungen - nicht schlecht. Es war echt nett mit den anderen japanischen Kugelstoßern. 

Es gibt so eine Benebelungsanlage, die ich als sehr angenehm empfunden habe und zum Schluss haben mich meine Wurfathleten noch etwas anders bewässert. Das Video kommt gleich. Doch besser ging es an diesem Tag nicht! 

Am Nachmittag war dann Siesta vor dem Wettkampf. 

Am Tag drauf war dann der Wettkampf. Es sollte kein Kampf gegen Gegner, sondern nur gegen die Hitze werden. Das war an diesem Tag mein größter Konkurrent. 

Was ich nicht wusste, weil es mir leider keiner gesagt hat, dass es nur drei Versuche gab. Ich hätte mir den Wettkampf sonst anders eingeteilt. 

Das ist jetzt auch gar nicht schlimm, aber man spart sich halt immer noch ein paar Kräfte für "den Endkampf" auf und der war halt dann nicht. 

10,54m ist eine Weite, die ich normalerweise im ersten Versuch aus dem Stand stoße. Den ersten Versuch habe ich - ehrlich gesagt - verhauen. 

Für den ersten Wettkampf nach der Schulter OP (den mir die Ärztin eben mal so erlaubt hat) und diese Wetterverhältnisse ist das wirklich o.k.!! Es ist sogar mehr als nur in Ordnung. Ich kann wirklich zufrieden sein :-) Worüber ich sehr froh bin ist, dass ich diese Wetterverhältnisse (die Hitze) live im Training und Wettkampf erprobt habe. Mir wurde gesagt, dass sich die Hitze zu den Paralympics hin nur wenig ändert, insofern kann man sich dann anders drauf einstellen. Das ist wirklich gut. Die Erfahrungen lassen sich auch ans Team weitergeben. 

Eine japanische Siegerehrung. Super!! Und die Medaille sieht toll aus. Bei diesem Wettkampf sind Behinderte und Nicht-Behinderte ohne Punktsystem zusammen gestartet. Der mit der besten Weite hat gewonnen. 

Dann hieß es Abschied nehmen von meinen Wurf-Camp Athleten und Freunden. Die "Mädels" mussten leider schon früher abreisen. 

Wako (sehbehindert), der neben mir sitzt, schrieb mir heute nochmal, wie sehr im diese Zeit in Takamatsu und Osaka gefallen hat und wie viel es ihm bedeuten würde, dass das keine einmalige Geschichte gewesen ist. 

(Ich glaube, das wird es auch nicht gewesen sein...aber für heute...zur Ruhe kommen....Ziele anvisieren und dann wieder darauf zurückkommen!)

So nehmen Japaner die deutsche Sprache wahr...wir hatten sooooo viel Spaß zusammen. Das ist nur ein Ausschnitt!

Nach dem Wettkampf ging es für mich noch einmal in "mein" APA Hotel nach Osaka. Mein "Basis-Hotel", die immer so nett und zuvorkommend waren, wo ich ein Teil meines Gepäck während der gesamten Reise lagern durfte und ich habe mich in jeder Hinsicht sehr sehr wohlgefühlt. 

Und zum Abschied sagten sie mir, dass sie mich vermissen würden, weil ich so oft bei ihnen war und dass ich bitte einmal zurückkommen soll. Ich schreibe auf jeden Fall eine Postkarte aus München. 

Die letzte Nacht musste ich dann nochmal in einem Kapselhotel verbringen - am Flughafen Kansai (in Osaka). Mein Flug ging recht früh und es wäre logistisch nicht machbar gewesen, also habe ich dort übernachtet. 

Müsste ich jetzt einen Kapselhotelvergleich machen (The Millenials in Kyoto) und dieses am Flughafen von Osaka (auch höherwertig), so würde ich immer "The Millenials" vorziehen. Warum? Die Kabinen sind absperrbar, das Gespäck ist nur außerhalb vor der Kabine mit einem Schloss abzusperren und das ist ungut für mich, die ich einen Rucksack als Handgepäck habe. Ich kuschelte mit ihm dann in der Kabine. Auch kein gemeinsamer Aufenthaltsraum. 

Wo soll ich als Schlußresümeé anfangen? Vielleicht auf dem Foto links beim Gepäck. Das war schon ein logistisches Großunternehmen für mich und hat viele Überlegungen gebraucht wie ich das alleine bewältigen kann. Das Gepäck war notwenig, weil ich ja einiges für die Athleten und für's Trainingslager mitbringen musste und zudem auch Zeit davor im Land verbracht habe. Ohne Sabine, die mich zum Flughafen gebracht und wieder abgeholt hat (DANKE!!), ohne viele Überlegungen wie das vor Ort funktioniert - keine Chance!! 

Japan ist extremst vielfältig und man muss sich an vieles erst langsam gewöhnen. Es braucht ein paar Tage bis man sich daran gewöhnt hat, dass nichts mehr in der eigenen Sprache geschrieben ist, so gut wie keiner Englisch spricht, das Essen total anders ist und dass alles einfach größer ist. 

Es wird eine Weile dauern bis ich die Eindrücke von Japan verarbeitet habe. Das alles war sehr vielfältig. 

Würde man mich fragen: Japan alleine oder mit geführter Pauschalreise? Darauf kann man keine eindeutige Antwort geben. Mit Japan alleine lernt man das Land "ungeschminkt" kennen, kann persönliche Akzente setzen. In einer Pauschalreise kann man dies nicht so. Ein Mix ist eventuell keine schlechte Sache. 

Ich durfte - wie schon erwähnt - ein ganz besonderes Japan erleben. Ich hatte Einblick in das Leben der Menschen und mein Wurf-Camp war ein voller Erfolg, das freut mich sehr. 

So verabschiede ich mich für heute mit einem herzlichen Dank: ARIGATOU GOZAIMASU!